Was haben eine brasilianische Fußball-Legende und ein indischer Maestro miteinander zu tun? – Auf den ersten Blick nicht viel. Aber schon ein kleiner Blick auf ihre Erfolgsgeschichten zeigt, sie unterscheiden sich gar nicht so sehr.
Vor einigen Wochen veröffentlichte A. R. Rahman den Soundtrack „Ginga“ zur Filmbio „Pelé: Birth of a Legend“. Es ist das erste Mal, dass die beiden Stars zusammenarbeiten. Sogar das erste Mal, dass sie aufeinander treffen. A. R. Rahman gab in einem Interview zu, dass er vorher Pelé nicht gekannt habe. Doch mittlerweile kennt er ihn sehr gut und beschreibt Parallelen zu seinem Leben mit dem von Pelé. Ähnlich wie Rahman’s Vater
R. K. Shekhar, hat Dondinho, Vater und spätere Trainer und Mentor von Pelé, seinen großen Durchbruch nie geschafft. Doch Pelé konnte mit dessen Hilfe, zu einem großen Fußballprofi aufsteigen. R. K. Shekhar, der einst selbst Komponist war, lehrte den erst 4-jährigen Rahman (damals noch A. S. Dileep Kumar) Piano spielen. Fortan besuchte Rahman mit seinem Vater regelmäßig Tonstudios, begleitete ihn musikalisch auf dem Piano und legte somit den Grundstein für seine Karriere.
Vom Tonstudio auf die Weltbühne
Nachdem A. R. Rahman schon mit neun Jahren seinen Vater verlor, weitete er seine Fähigkeiten aus und lernte neben Harmonium und Synthesizer auch Gitarre. Mit 11 Jahren spielte er zum ersten Mal in einem Orchester mit. Daraufhin begann er mit bekannten indischen Musikern zu arbeiten. Nach kleineren Werbejingles feierte Rahman 1992 mit dem tamilischen Film „Roja“ seinen ersten großen Erfolg in der Filmindustrie. Es folgten unzählige Werke für nationale, aber auch internationale Filme. Der tamilische Komponist und Sänger übernahm in den letzten Jahren die musikalische Leitung für verschiedene Filme und wurde dafür ausgezeichnet. Nicht zuletzt hat er unter anderem zwei Oscars und zwei Grammys für die Filmmusik von „Slumdog Millionär“ abgeräumt. Nun präsentiert der „Mozart of Madras“ sein neuestes Werk. Den Soundtrack zur Filmbiografie „Pelé: Birth of a Legend“. Es ist etwas ganz besonderes für ihn, erzählt der 49-Jährige in seinem Video: „Die Chance die Filmbiografie einer Legende zu vertonen bekommt man nicht jeden Tag. Wir reden hier über Pelé. Der Mann, der weltweit Millionen Menschen inspiriert. Nicht nur Sportler, sondern auch Einzelpersonen…“.
Der fußballerische Rhythmus
A. R. Rahman flog den langen Weg nach Brasilien, um sich von der Kultur, den Traditionen, den Menschen und natürlich der Musik inspirieren zu lassen. Zusammen mit der brasilianischen Songwriterin und Sängerin Anna Beatriz hat er „Ginga“ kreiert. Ginga ist im Grunde ein brasilianischer Kampf Tanzschritt, den Pelé in seiner Spielweise nutzt. Gegen jede Kritik von Europäern für diesen Fußball-Stil gewann er mit 17 Jahren die Weltmeisterschaft 1958.
Doch bis dahin war es ein harter Weg für den jungen Fußballer. Geboren im Armenviertel Bauros verdiente sich Pelé sein Taschengeld als Schuhputzer. Erst 1956 unterschrieb er einen Amateurvertrag bei FC Santos. Ein Jahr später bekam er einen Profivertrag und wurde zudem ins brasilianische Nationalteam berufen. In seiner Fußballkarriere gewann er zwei weitere Male die Weltmeisterschaft und stellte während seiner Zeit beim FC Santos unter anderem Torschützenrekorde auf. Nach seiner langjährigen Karriere, war er für drei Jahre Sportminister und betreute danach als UN-Sonderbeauftragter Entwicklungsprojekte auf der ganzen Welt. Heute geht der mittlerweile 75-Jährige die Dinge etwas ruhiger an. Aber im Ruhestand ist er noch nicht. Denn das Feuer für die diesjährigen Olympischen Spiele in Rio de Janeiro, muss noch angezündet werden. Und wer wäre besser dafür geeignet als der „Sportler des Jahrhunderts“?
Die musikalische Spielweise
Ebenfalls weit entfernt vom Ruhestand ist A. R. Rahman. Neben seinen unzähligen Musikprojekten, engagiert sich Rahman zudem auch für soziale Projekte. Bereits 2004 arbeitete er gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammen und unterstützte soziale Einrichtungen wie Save the Children. Im Jahr 2008 eröffnete er die Institution KM Music Conservatory (KMMC), um angehende Musiker zu unterrichten. Betrieben wird die Institution von der eigenen Stiftung A. R. Rahman Foundation.
Neben ihrem atemberaubenden Talent ist es gerade dieses Engagement und ihre Fürsorge für ihren Mitmenschen, was die Parallelen zwischen Rahman und Pele verdeutlicht. Seine und die Geschichte von Pelé ist für Rahman der Beweis dafür, dass Träume nicht mit dem eigenen Scheitern enden, sondern Kinder die Träume ihrer Eltern und ihre eigenen verwirklichen können. Man muss ihnen nur eine Chance geben und sie unterstützen. So wie es einst R. K. Shekhar und Dondinho getan haben.